Antonia Rohwetter
sie/ihrDas Versprechen der Sorge
Die Krise der sozialen Reproduktion in den darstellenden Künsten
Antonia Rohwetter arbeitet als Dramaturgin, Theaterwissenschaftlerin, Autorin und Kuratorin im Kontext der freien darstellenden Künste. Anstatt Wissen über die Künste zu produzieren, interessiert sie sich dafür mit künstlerischen Praktiken zu denken und diese selbst als Formen von diskursivem, sensorischem, kritischem und verkörpertem Wissen zu begreifen. Ihre Arbeit ist dabei von materialistischen Analysen queerer, feministischer und dekolonialer Perspektiven informiert. Sie hat Philosophie, Kulturwissenschaften und Gender Studies sowie angewandte Theaterwissenschaften studiert und lebt in Berlin.
Projekt
In den vergangenen Jahren gab es wohl kaum eine Kunstinstitution in Europa, die kein Programm zum Thema Fürsorge und Heilung aufgelegt hat. Wenn Fürsorge zu einem politischen Thema avanciert, scheint es eine gemeinsame Erkenntnis zu geben: Die Reproduktion des Lebens steckt in einer Krise. Fürsorge pflegt und erhält – man könnte vermuten, dass sie mit diesen Eigenschaften eher zur Stabilisierung bestehender Systeme beitragen könnte, als sie zu verändern. Es ist kein Zufall, dass Carearbeit bis heute unter ausbeuterischen Bedingungen überwiegend an feminisierte und migrantisierte Personen delegiert wird. Trotzdem positionieren künstlerische Anrufungen von Care Fürsorge und Verletzlichkeit aktuell als radikale Alternativen zu einer Gegenwart, in der sich die Lebbarkeit des Leben durch Erschöpfung, soziale Isolation und Ungleichheit zum Schlechteren verschiebt. Aber kann es Care-Praktiken geben, die gleichzeitig auch die Bedingungen verändern, unter denen Fürsorge stattfindet? Mit dieser Frage richtet das Projekt den Blick auf Projekte der darstellenden Künste, die an der Imagination neuer Beziehungsweisen arbeiten.