Barbora Andor Tóthová_credits_Samuel Novakovský

Barbora Andor Tóthová

sie/ihr

Fürsorge-Maßnahmen für nachhaltige kulturelle Ökosysteme

Barbora Andor Tóthová absolvierte einen Abschluss in International Business & Arts Management an der Wirtschaftsuniversität Prag. Nachdem sie jahrelang im Ausland gelebt hatte, kehrte sie in ihre Heimatstadt Košice zurück und half 2016 mit einer Gruppe von Freunden, das verlassene Kino Usmev wiederzubeleben. Heute ist es einer der beliebtesten kulturellen Treffpunkte in Košice. Im Kino entwickelte sie inklusive Filmprogrammaktivitäten, bei denen verschiedene marginalisierte Gemeinschaften gemeinsam mit anderen die Kunst des Films genießen können. 2019 begann sie ihr Promotionsstudium an der Wirtschaftsfakultät der Technischen Universität Košice mit dem Forschungsschwerpunkt Kultur- und Kreativwirtschaft, Politik, mit besonderem Fokus auf Basisinitiativen und kulturelle Brachflächen. Sie spricht fließend Englisch und Spanisch.

Projekt

Kulturzentren nach dem Grassroots-Prinzip sind ein wichtiger Teil des slowakischen kulturellen Ökosystems, da sie oft die einzigen Anbieter von Kultur- und Gemeinschaftsprogrammen in ihren jeweiligen Städten sind. Dort gleichen sie den Mangel an staatlichen sozialen und kulturellen Dienstleistungen aus. Indem sie große Brachflächen wiederbeleben, tragen sie außerdem zur Stadterneuerung von unten bei. Ihre innovativen DIY-Praktiken machen sie in Zeiten der Krise (wie COVID-19) und der Sparmaßnahmen widerstandsfähig. Barboras Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Hauptantriebskraft dieser Organisationen die Hingabe ist, die Einzelpersonen und Gründer*innen ihren Projekten entgegenbringen. Ihre auf das Gemeinwohl ausgerichteten, hybriden (gemeinnützigen und kommerziellen) Aktivitäten schaffen Innovationen und Spillover-Effekte über die Kultur- und Kreativwirtschaft hinaus. Gleichzeitig mangelt es jedoch häufig an Kommunikation, Anerkennung und Unterstützung seitens der öffentlichen Hand, was zu Unsicherheit führt und die langfristige Nachhaltigkeit dieser Akteur*innen bedroht. Als CIRCE-Fellow wird Barbora ihre Forschungsergebnisse durch eine Reihe von kreativen Workshops in die öffentliche Verwaltung tragen. Ziel ist es, eine Diskussion über partizipative Kulturstrategien und Kulturevaluation als wichtigen Faktor in der Rechtfertigung öffentlicher Kunst- und Kulturförderung anzustoßen. Dies kann zu einem Paradigmenwechsel in der lokalen Kulturpolitik führen – zu einer „fürsorglichen Kulturpolitik“, in der innovative Praktiken von Basisinitiativen dazu beitragen, den utilitaristischen Ansatz der Politikgestaltung in einen fürsorglicheren, inklusiveren und wertebasierten Ansatz umzuwandeln, der zur Stärkung nachhaltiger kultureller Ökosysteme beiträgt.